Graz (A), 2011
Das Projekt, ein Bürogebäude der Landesimmobiliengesellschaft, liegt im Zentrum der Grazer Altstadt, an der Nordseite des Karmeliterplatzes, am Fuße des Schlossbergs.
Die Projektziele waren die Adaptierung bzw. der Umbau des Bestandes und die Errichtung von Zubauten unter folgenden Gesichtspunkten:
1. Architektonische und thermische Aufwertung der Fassaden
2. Modernisierung und Adaptierung der Bestandsgebäude
– Verbesserung der Arbeitsplatzqualität,
– durchgängige Barrierefreiheit,
– brandschutztechnische Anpassung an die neuen OIB-Richtlinien,
3. Ergänzung des Gebäudeensembles durch Verbindungsbauten zu einem geschlossenen und funktionierenden Gebäudekomplex.
Eine der wesentlichsten Maßnahmen war die Neuerrichtung von Büroflächen im Ausmaß von ca. 2400 m², in welchen das „Haus der Generationen”, eine Bündelung der wichtigsten Institutionen des Landes Steiermark zum Thema Jugend und Familie, untergebracht werden sollten.
Das ursprüngliche Gebäudeensemble besteht aus 3 Gebäuden von sehr unterschiedlicher Bauqualität und aus unterschiedlichen zeitlichen Epochen; einem Bürogebäude aus den 60-er Jahren d. 20.Jhdts., einem denkmalgeschützten, frühbarocken Gebäude und einem Haus aus der spätbarocken Epoche.
Die städtebauliche Grundidee besteht darin, die drei vorhandenen Gebäude, die bereits untereinander verbunden waren und gemeinsam genutzt wurden, durch einen Verbindungsbau zu einem Geviert zu schließen.
Durch den Gebäudeschluss entsteht ein Innenhof (bisher als Parkplatz genutzt), der begrünt wurde und von den Nutzern intensiv bespielt werden soll.
Den Neubauten und Eingriffen in die bestehende Gebäudesubstanz liegen folgende gestalterische Strategien zugrunde:
– Freistellen bzw. Freilegen der wertvollen alten Bausubstanz,
– Entwicklung einer Neugestaltung, die die Eingriffe aus den 50er- und 60er- Jahren ersetzt bzw. einbindet und mit dem Neubau zu einem geschlossenen Gegenstück zum wertvollen Altbestand macht. Die Neugestaltung steht jedoch nicht in extremem Kontrast zum Altbestand, sondern erhält durch Annäherung und teilweise Verschmelzung im Sinne des „Weiterbauens“, aber mit einer expressiven bewegten Gestaltung, die Erinnerung an die barocke Formkraft.
Die „bewegte Fassade“ / Umbau Karmeliterplatz 2
Die Grazer Tradition der dreidimensionalen, „bewegten Fassaden“ wird zum Ausgangspunkt für die Neugestaltung und mit zeitgemäßen Mitteln neu interpretiert:
Die raumhohen Kastenfensterelemente – sie sind zur Fassadenebene leicht gedreht vor die Fassade montiert – orientieren sich zum Platz und spiegeln abwechselnd das Geschehen am Platz, die umliegenden Häuserfronten oder den Himmel in unterschiedlicher Brechung wider.
Technisch betrachtet handelt es sich bei der Fassade um eine Klimafassade. Die Konstruktion besteht aus einer vorgesetzten Stahlrahmen-Konstruktion mit einer Fixverglasung aus Sonnenschutzglas und einer Randverkleidung aus Blechlamellen – mit definierten Bereich für den Luftzu- und austritt. Der Luftzutritt erfolgt über die unter Randverkleidung im mittleren Bereich, über die Seitenteile- im oberen 2/3 entweicht die wärmere Raumluft. Innerhalb der Rahmenverkleidung befindet sich-wettergeschützt- ein Blendschutzrollo. In der Mauerleibung befindet sich eine Schiebetür mit der individuell der gewünschte Zufuftbedarf gesteuert werden kann.
Vorteile dieser Fassadenlösung:
Typ: Verwaltungsbau
Status: fertiggestellt
Standort: Graz (A), Karmeliterplatz
Jahr: 2011
Wettbewerb: 1. Preis 2004
Bauzeit: 2008 – 2011
Bauherr: Landesimmobiliengesellschaft Steiermark
BGF: 10.522 m²
Auszeichnungen: ETHOUSE Award – Auszeichnung für energieeffizientes Sanieren
Fotos: Jasmin Schuller